Ein Tramper, dessen Hemd Blutdurchtränkt ist und ein Trucker, der eine Pistole trägt …
Das aufeinandertreffen von Jens und Christoph verheißt nichts Gutes.
9 mm (ehemals unter Gay-Thriller deklariert) gewinnt nun langsam an Struktur.
Einigen von euch dürfte Verborgener Feind bereits bis zu einem gewissen Grad bekannt sein. Nun gibt es dazu einen zweifachen Auftakt in Novellenlänge.
Im Rahmen der YAMETE – Yaoi Anthologie, die von der Illustratorin, Autorin und Comic-Zeichnerin Miriam Kaniß herausgegeben wird, haben meine Freundin und Partnerin Juliane Seidel und ich jeweils eine Novelle geschrieben, die auf den Beginn vom Verborgener Feind hinaus läuft. Beim Überlegen und Planen haben wir uns anschließend dazu entschlossen, eine gemeinsame Reihe anzufangen, die sich immer wieder kreuzen soll; also eine Sammlung schwuler Thriller, die alle im gleichen “Kontinuum” spielen sollen.
In Julianes Novelle Rotten Game wird aus der Sicht des Mulatten Jay erzählt, der im verborgenen Feind Christophs Gegenstück ist.
In ihrer Geschichte ist (außer dem charmanten Jay) die Location besonders reizvoll – die berühmten Beelitzer Heilstätten.
Bei mir … was soll ich sagen? Lest einfach selbst in das erste Kapitel.
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Jens‘ Atem floss rasselnd durch Hals und Lungen, gab ein Echo mit spürbaren Erschütterungen aus seiner Brust wieder. Seine Kleidung klebte an ihm. Schweiß rann über seine Stirn in seine Brauen, tropfte in seine Augen, sodass sie brannten und rann über Nase und Wangen.
Sein Herz raste, als wolle es seine Brust sprengen und seine Haut prickelte. Seine Lungen waren zu eng, nicht in der Lage Sauerstoff aufzunehmen.
Die umfassende Dunkelheit seines Verstecks brach, als ein Rollladen im Erdgeschoss des Hinterhauses nach oben gezogen wurde und Licht ein weiteres Rechteck Helligkeit in die Nacht schnitt.
Nah, viel zu nah!
Alles an ihm elektrisierte. Er zitterte, fror und schwitzte, vollkommen ungeachtet der Sommerhitze, die Asphalt und Mauern ausatmeten.
Eng presste er sich an die Rauputzwand und duckte sich in den Schatten des Kelleraufgangs.
Noch immer kamen Leute aus den umliegenden Gebäuden gelaufen, weil sie von dieser Seite aus ihren Fenstern zu wenig sehen konnten.
Diese Aasgeier …
Schritte verklangen. Er wartete.
Nichts.
Nach einer Weile hob Jens den Kopf und spähte die Treppe hinauf. Ein Paar nackter Beine huschte durch sein Sichtfeld. Rasch zog er den Kopf wieder ein und kauerte sich auf die Stufe der Kellertür.
Warten – verdammt! Wie lang noch?
Wahrscheinlich riegelten sie die ganze Gegend ab. Er musste hier fort! Erneut reckte er sich. Stumm flackerndes Blaulicht zerriss die Nacht. Der kalte Schein reflektierte an schmutzig graubraunen Wänden alter Häuser aus der Vorkriegszeit und flackerte auf den Körpern von Männern und Frauen in Nachthemden, Schlafanzügen und Morgenröcken. Einige wirkten aufgeregt, entsetzt, neugierig, zugleich aber nicht weniger graubraun und unwichtig als ihre Umgebung. Die meisten starrten reglos und dumpf vor sich hin. Unter ihnen stand ein hagerer, gebeugter Mann, dessen Haltung verkrampft und noch lebensfremder wirkte als die der anderen.
War das nicht Marcos Vater? Vielleicht.
Ein Schauder rann ihm über den Rücken. Mit ihm kamen sinnfrei aneinandergereihte Fragmente der letzten Minuten zurück.
Das hübsche, braungebrannte Gesicht, was von einem Moment zum anderen seine Form verlor und nur noch ein Brei aus Muskeln, geplatzter Haut und Blut war … Der Knall, dessen Erschütterung er zu spüren geglaubt hatte, Stimmen, laute die die nächtliche Stille zerrissen, das Gellen in seinen Ohren, heißes Metall, an dem er seine Finger verbrannt hatte – Eindrücke ohne Konsistenz und Reihenfolge.
Wie hatte er es überhaupt aus der Wohnung bis hierher geschafft? Jens wusste es nicht mehr.
Jens schloss die Augen. Bewusst langsam atmete er ein und aus. Ein Zittern lief durch ihn. Kälte kroch aus seinen Knochen und vertrieb die Rest-Hitze der Flucht. Plötzlich kühlte der Schweiß, ließ ihn frieren. In ihm ballte sich die Leere, zog sich zusammen und drängte in seine Kehle. Luft holen konnte er kaum noch.
Was war das? Hatte er Angst?
Die Stiefel der Uniformierten hallten auf dem Asphalt nach.
Das Geräusch rann durch seine Adern, kroch seine Wirbel herauf und sammelte sich als eisiger Druck in seiner Schädelbasis. Hier, in der Dunkelheit zwischen den Wohnblöcken gab es keine Sicherheit. Er musste weg aber mit dem klebrig nassen Blutfleck auf seinem T-Shirt fiel er auf. Rasch zog er die Bänder seines Rucksacks auf und holte sein Kapuzenshirt heraus. Seine Finger berührten das Metall der Pistole. Vor einem Moment war sie noch warm gewesen. Die Kälte, die jetzt davon ausging verbrannte ihn fast. Er zog die Hand zurück. Warum hatte er sie mitgenommen?
Er hätte sie nie berühren sollen. Nun waren seine Fingerabdrücke darauf. Scheiß-Waffe … Weg damit, vielleicht in die Isar!
Halt, nein, was wenn er sie brauchte? Er war der perfekte Verdächtige, der potentielle Mörder.
Jens schüttelte den Gedanken ab. Das war nicht die Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er streifte sein Shirt über.
Langsam hob er den Rucksack wieder auf seinen Rücken und machte sich bereit.
Jens schob sich Stufe um Stufe hinauf. Wenn er rannte, bemerkte man ihn. Nein, er musste langsam gehen, ruhig bleiben, vielleicht kurz zusehen.
Hoffentlich erkannte ihn niemand. Hoffentlich …
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Und hier ein bisschen Werbung dazu:
Der Thriller “9 mm – Schweiß und Blut” erwartet euch in der Anthologie.
Die Bad Boys werden euch auf 300 Seiten einheizen – 6 Mangastorys, 2 Geschichten und 3 Illustrationen aus dem Genre: Thriller.
Der Band erscheint zur LBM 2015 und wird die Beiträge von 14 Zeichnern und Autoren beinhalten beinhalten:
wishmistress, Kyolover, BloodyVogelchen, Koriko (Julliane Seidel), beJ, SeductionParade, Leviathen, Tesla (Miriam Kaniß), YakuzaPanda, Tamura666, Eisblume, LuluBunny, MKArtworks und mir.
Vorbestellen könnt ihr bei Miriam. Der Band wird 12€ (zzgl. 2,20 € Versand) kosten und kann verschickt oder auf allen Cons gekauft werden, die Miriam besucht.
Darüber hinaus erschheint 9 mm – Rotten Games wie auch 9 mm – Schweiß und Blut bald in vollständiger Form als eBook und Printbuch.
Mehr darüber in Kürze 😉
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